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DER STEIN |
- Der “Stein von Glosina”, so wie er in den Dokumenten aus dem Mittelalter genannt wird,
ist ein Ort voller historischer und symbolischer Bedeutung, umgeben mit einem Hauch
von Magie und Mystik. Ein antiker Glaube besagt, dass die “Rupe” vom Teufel verflucht
sei. Daher kommt auch der Name des nahegelegenen Flusses Gemese, im Volksmund Teufelsgraben
genannt. Salimbene, ein Franziskuspilger des XIII.Jarhunderts, hat diesen Ort als
Hintergrund für eine seiner “Chroniken” verwendet, die berichtet, dass der Teufel
zwei Novizen umgebracht hätte, der eine wurde in den Fluss geworfen und der andere
mit einem Stein erschlagen. Die Geschichte der “Rupe” beginnt im Jahre 1283: Giovanni
da Panico errichtete hier eine, der heiligen Maria gewidmete Felsenkirche, neben der
ein Kankenhaus lag, das zur Aufnahme der Pilger diente. Das Terrakotta-Bild der Madonna
mit dem Kinde wurde zum Anziehungspunkt vieler Gläubiger und zählte fast so viele
Besucher wie der Wallfahrtsort “San Luca” in Bologna. Im Jahre 1477, ließ Nicolò Sanuti,
Graf von Porretta, eine neue, viel größere Grotte ausgraben, in welche das Heiligenbild
gebracht wurde. Im Januar des Jahres 1787 brach ein großer Felsblock ab. Aus Sicherheitsgründen
wurde das Heiligtum mit dem Heiligenbild der Madonna nach Sasso gebracht, zuerst in
ein Oratorium und dann in die zwischen den Jahren 1802 und 1831 auf dem Hauptplatz
errichtete Kirche, die im Jahre 1945 mitsamt des Heiligenbildes durch eine Bombardierung
zerstört wurde. Die “Rupe” wurde auch zur Gewinnung von Sandstein für Gebäude und
Bauten im bolognesischen Raum genutzt. Heute sind noch tiefe Aushöhlungen und die
Zeichen der Skalpelle sowie von den Arbeitern hinterlassene Graffiti zu sehen. Als
zwischen Ende des XVII. und Anfang des XVIII. Jahrhunderts der Bedarf an Sandstein
zurückging, gerieten immer mehr Arbeiter in Armut. Die Ärmsten wurden dazu gezwungen
diese Aushöhlungen in ihr Zuhause zu verwandeln. In der Johannisnacht, am 24. Juni
1892, brach ein großer Felsbrocken ab und verursachte 14 Tote und 10 Verletzte.