Die Pieve von Roffeno ist eine der bekanntesten und ältesten Pfarreien im ganzen bolognesischen Appennin. Die Kirche wurde im Jahre 1155 auf den Fundamenten einer früheren Kirche errichtet und der Heiligen Jungfrau den Heiligen Petrus und Johann gewidmet, so wie es bei mittelterlichen Pieven üblich war. Im Jahre 1183 erhebte Papst Lucio III die Pieve zur Stift- und Pfarrkirche, zu der 12 Pfarreien gehörten. Die Apsis ist eine der schönsten, die man in der gesamten Diozöse finden kann. Sie wurde im Jahre 1155 von den Magistri Comacini errichtet, privilegierte Bauhandwerker und Steinmetze , die aus der Toskana kamen, wie man an der Florentiner Lilie erkennen kann, die in einem Sandwerkstein auf der westlichen Seite der Apsis eingemeißelt ist. Im Inneren ist das eigentliche Juwel der Kirche aufbewahrt: ein Taufbecken longobardischer Art, aus dem VII. Jahrhundert, das wahrscheinlich zur der früheren Kirche aus dem Jahre 1155 gehörte. Das Sandsteinbecken ist mit einem Kranz von Delfinen umgeben, die im Kreis schwimmen: die Taufe ist das Sakrament, das die Christen mit Christus verbindet, und dies wurde in der paleochristlichen Symbologie mit dem Delfin dargestellt. Über den Ursprung des Taufbeckens gibt es zwei unterschiedliche Versionen: auf der einen Seite soll das Taufbecken, und dementsprechend auch die Kirche, aus der longobardischen Zeit (VII. Jahrhundert) stammen, auf der anderen sollen Taufbecken und Kirche ihren Ursprung im XI. – XII. Jahrhundert haben. Man ist sich auch nicht über dessen eigentliche Funktion einig: auch wenn es heute als Taufbecken verwendet wird, hatte es ursprünglich wahrscheinlich eine andere Funktion, da zu jener Zeit die Taufe durch vollständiges Eintauchen ins Wasser bzw. Untertauchen in Wannen vollzogen wurde. Nach einer neuen Hypothese soll dieses Becken als Spendenschüssel gedient haben, in der Art wie die, in der Kirche von Santo Stefano in Bologna befindliche, Schüssel “Catino di Pilato”.
Das Oratorium der Madonna del Bosco entstand in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts entlang einer der ältesten Passstraßen des Apennins; es hatte wahrscheinlich die Funktion einer Herberge, d.h. sie war Raststätte und Schlafplatz für die Wanderer. Die Ursprünge der Wallfahrtskirche können auf ein genaues Entstehungsjahr gebracht werden: 1630, das Jahr der schlimmen Pest, die Italien heimsuchte. Genau aus diesem Grund wurde die kleine Wallfahrtskirche dem Heiligen Sebastian und dem Heiligen Rochus gewidmet, die vor dieser schrecklichen Epidemie schützen sollten. Der ursprüngliche Name macht einer neuen Verehrung Platz, die sich dank der Karmeliten in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ausbreitete: die Verehrung der Madonna des Monte Carmelo, der im Volksmund “Monte del Carmine” genannt wird. Dieser Name wurde dem ursprünglichen Namen hinzugefügt und ersetzte ihn später komplett. Dann wurde das Attribut „del Bosco“, (des Waldes) hinzugefügt, das über Jahrhunderte bewahrt wurde, aber auch das Attribut “Ridicanè” nach dem Namen des Baches, der noch heute so genannt wird. Aus dem Bericht des Kardinals Boncompagni für seinen Besuch der Kirche im Jahre 1692 erfahren wir, dass der Groβteil der Oratorien in den Bergen “ad modum capannae” gebaut wurde, mit Überdach auf rechteckigem Grundriss. Hier wurde die Statue der Madonna mit einem Silberkranz, die in einer Nische positioniert wurde, verehrt. Sie wurde zum Fest am 16. Juli zur Prozession gebracht. Der Historiker Calindri entdeckte im Sandstein aus dem Pliozän zwei „enge Zellen, teilweise gemauert, teilweise in den Stein gemeißelt“, in denen ein Eremit wohnte, der Wächter dieses Oratoriums war.